Schlosskapelle Ebelsbach

Innenansicht der Schlosskapelle Ebelsbach

Die Kapelle wurde 1580-1582 unter Wilhelm von Rotenhan erbaut. Sie ist das älteste Zeugnis protestantischen Glaubens in unserer Gegend und war zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert Drehpunkt schwerer konfessioneller Auseinandersetzungen zwischen dem protestantischen Kleinadel und dem Bistum Würzburg. Nach der Säkularisierung wurde die Kapelle fast ein Jahrhundert lang von katholischen und evangelischen Christen genutzt. Heute ist die Kapelle eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts der Familie der Freiherren von Rotenhan und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gleisenau.Die Schlosskapelle Ebelsbach: Gebäude und Ausstattung

Die Schlosskapelle steht an der Nordostecke der Ebelsbacher Schlossanlage
innerhalb der Umfassungsmauer. Sie wurde 1580/82 durch Wilhelm von Rotenhan
im spätgotischen Stil mit Spitzbogenfenstern und –portalen erbaut. Die
Kirche ist mit dem Altar nach Osten ausgerichtet. 1613 wurde Wilhelm von
Rotenhan in seiner Kirche beim Altar begraben, seine Frau Agnes, geborene
Stein von Altenstein, ebenfalls. Heute noch erinnert an den Erbauer die
Fotografie seines Gemäldes, die neben dem Eingang auf der rechten Seite der
Kirche zu finden ist.

Die Kapelle besitzt eine barocke Inneneinrichtung mit Altar (1580) und
Empore (1580, später erweitert), Hochaltar (1804 erworben aus der St.
Johannis Kapelle, Bamberg) und einer geschnitzten Eichenkanzel (1688).  An
den Wänden sind die zwölf Apostelkreuze noch heute zu sehen. Darunter waren
Kinfackeln zur Beleuchtung angebracht. Die Herrschaftsloge wurde 1701 von
dem Schönbrunner Zimmermann Hans Grimmer gefertigt.

Ursprünglich war der Altar schlicht gestaltet und mit einer Sandsteinplatte
abgedeckt. Im 17. Jahrhundert wurde der alte Altarstein im Stil des Rokoko
überbaut. Der prunkvolle Hochaltar wurde Johannes dem Täufer geweiht. Auf
dem Altarbild ist die Taufe Jesu dargestellt. Es wurde 1803 in Bamberg
erworben und 1958 in München restauriert. In der Mitte des Bildes hat der
Künstler eine Lichtgestalt gemalt. Sie hat die Umrisse einer Person: Gott
Vater selbst erscheint, und sein Geist kommt in Form einer Taube auf Jesus
herab. Engel, Boten Gottes, bereiten den Weg. Links im Bild steht Johannes
der Täufer, der Jesus tauft und den Blick zum Himmel richtet. Mit großem
Feingefühl hat der Künstler angedeutet: Wenn sich der Himmel auftut, dann
ist Gott zu sehen. Der Künstler weiß, dass wir uns von Gott weder ein
Bildnis machen können noch sollen. Aber als Lichtgestalt, als persönliches
Gegenüber hat sich Gott selbst zu erkennen gegeben. Gottes Geist bringt
seine Gedanken zur Welt und ist in Jesus Christus gegenwärtig. Über der
goldenen Zierleiste des Altarbilds steht in lateinischem Text das Bekenntnis
Gottes zu Jesus: „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Zu beiden Seiten des Bildes sieht man die Figuren[1] der Eltern des
Johannes: Da steht Zacharias, Priester und Prophet, der mit seinem Lobgesang
das Kommen des Heilands verkündet „um allen zu leuchten, die in Finsternis
sitzen und im Schatten des Todes und unsere Schritte zu lenken auf den Weg
des Friedens.“ (Lukas 1,79). Auf der anderen Seite erkennt man Elisabeth,
aus dem Geschlecht des Priesters Aaron, die ihren Sohn Johannes wie durch
ein Wunder im hohen Alter empfing. Mit seinen Worten rief Johannes der
Täufer zur Umkehr und bereitete auf das Kommen des Gottesreiches vor. „Es
gibt wohl auch keinen schöneren Ort für die Taufe eines Kindleins und keine
schönere Taufpredigt als diese Schlosskapelle mit ihrem Johannesaltar, der
ganz von selbst zur Stätte der Anbetung und Verkündigung wird.“[2]

Der Taufstein, aus Holz geschnitzt, ist undatiert. Das Kreuz stammt aus
Wolkenstein/Südtirol und wurde Ende der 50er Jahre von Eleonore von Rotenhan
gestiftet. Die Barock-Leuchter auf dem Altar sind aus Messing und wurden von
Joachim von Mansberg gestiftet. Der Pfarrstuhl wurde von der Buchwalder
Linie der von Rotenhans nach dem Krieg mitgebracht und war ursprünglich im
Besitz des Friedrich-Wilhelm Graf von Reden (gestorben 1811). Die kleinere
Glocke, eine As-Glocke mit 59 Kilogramm Gewicht, wurde 1731 in Coburg
gegossen und von Dorothea Friederike von Rotenhan gestiftet. Die größere
Glocke, die Carolinenglocke, wurde von der Familie von Rotenhan gestiftet am
8. Juli 1984 geweiht. Ihr Geläut wurde auf die katholische Kirche in
Ebelsbach und die evangelische Kirche in Gleisenau abgestimmt.
Johanniterkreuz und Familienwappen prägen die Glocke. Sie trägt die
Innschrift: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“

In der Kirche erinnern zwei Kinderepigraphien (jeweils rechts neben den
beiden Türen) an das frühe Ableben zweier Töchter der von Rotenhan. Die
Inschriften geben Zeugnis von der hohen Kindersterblichkeit und dem Glauben
dieser Zeit: Ehrengedächtnis / Der Reichsfr: hoch Wohlgeb: / Fräulein /
Sophia Amalia Martha / Johanna von Rotenhan: / ist geboren 1714 D. 2. Aug: /
Seel: entschlaf: 1724 D 5. Mart: / Leichen Text: / Phillipp: 1 vers: 23 /
Ich habe Lust abzuscheiden / und bei Christe zu seyn / welches auch viel
besser / wäre. Red: Fräul: Johanna Sophia von Roten / han geboren d: 13 Aug:
1724. gestorben / d: i Jan: 1725: ihres alters 20 Woch: u: i. Tag.

Eine alte Mauer umgibt Schlosskapelle und Friedhof. Das Ecktürmchen wurde
1568 erbaut und trägt die Innschrift: „Ich wollt gern wissen / wie der hies,
/ der sich Wein und Weiber / und der Nacht nicht betrügen lies.“ Der
Friedhof wird seit 1953 als Familiengrabstätte der von Rotenhan, Buchwalder
Linie und von deren Angehörigen benutzt. Derzeit finden sich 14
Familiengräber. Ein Stein aus dem Jahre 1806 erinnert an Johann Georg Koch,
der 1806 von Franzosen erschossen wurde und als Müller der Schlossmühle
arbeitete. Der Stein weist auf die alte Geschichte des Friedhofs, in dem
vermutlich seit der Erbauung der Kirche Bestattungen stattfanden.

 

2. Die Schlosskapelle Ebelsbach und ihre Geschichte

Einführung der Reformation

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts drängte die Gesellschaft zu Veränderung.
„Erneuerung an Haupt und Gliedern“ war allenthalben gefordert, auch in der
Kirche. Das soziale Gefüge, die Politik, die Wirtschaft und die Religion
erlebten gewaltige Umbrüche.[3] Die reformatorische Theologie wie sie Martin
Luther in den Jahren zwischen 1517 und 1521 formulierte, fand im ganzen
Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation Befürworter. Luther wollte keine
Kirchenspaltung, sondern die Erneuerung der Kirche auf der Grundlage des
Evangeliums. In den fränkischen Bischofsstädten gab es seit dem Jahr 1520
Anhänger des Reformators. Laut eines Briefes, den Sylvester von Schaumberg
am 1. Juli 1520 an Luther schrieb, soll der Adel des Baunach- und Itzgrundes
sich bereits in diesem Jahr der Reformation angeschlossen haben.[4] In
Würzburg predigten P. Speratus und J. Poliander zwischen 1520 und 1525 als
Domprediger protestantisches Gedankengut.[5] Im Jahr 1532 entschloss sich
Hans von Rotenhan, die Reformation für seine Herrschaftsgebiete zu
übernehmen. Angeblich hatte er Luther häufiger auf der Feste Coburg besucht
und predigen hören.[6]

Bereits 1535 gab es in Ebelsbach eine protestantische Schlosspfarrei, die
nach 1555 wieder einging[7] oder – wahrscheinlicher – einen anderen Sitz
erhielt.[8] Die Ritterschaft hatte 1539 auf dem Rittertag in Schweinfurt
beschlossen, sich von Glaubensstreitigkeiten fernzuhalten. Dies ermöglichte
dem niederen Adel, die Konfession relativ frei zu wählen. 1542 schloss sich
die Reichsstadt Schweinfurt der neuen Lehre an. Obwohl etliche  Reichsritter
dem Protestantismus angehörten, pflegten einige katholische Fürstbischöfe
intesive Kontakte mit diesen und vertrauten ihnen hohe Ämter an. So war der
Protestant Matthäus III. von Rotenhan von 1549 bis 1556 Amtmann auf der
Wallburg unter Bischof Melchior v. Zobel. Seit 1560 war der Protstant
siebter Erbunterkämmerer am Hochstift Bamberg. 1562 wurde er zum
bischöflichen Rat ernannt und nach seinem Tod 1569 in der Sepultur des Doms
zu Bamberg begraben.[9] Ihm folgte als Amtmann auf der Wallburg 1556 –1567
Wolf von Rotenhan. Medicus beurteilt diese Situation:

„Die Fränkischen trennten damals stets ihre doppelte Stellung als
Landesherrn und Bischöfe. In letzter Beziehung waren sie die heftigsten und
eifrigsten Gegner der Reformation, als Landesfürsten nahmen sie meist eine
unparteiische Stellung ein und machten namentlich ihrer Stellung zum
Reichsadel keinen Unterschied zwischen den Religionsparteien, weshalb sie
auch in stetem sozialen Verkehr mit protestantischen Reichsrittern
blieben.“[10]

Cuius regio, eius religio: Wessen Herrschaft, dessen Religion

Der Augsburger Reichstag besiegelte im Jahr 1555 einen unbefristeten
Religionsfrieden zwischen altgläubigen Katholiken und Augsburger
konfessionsverwandten Protestanten. Die Landesherren konnten fortan zwischen
den Konfessionen wählen, die Untertanen mussten ihnen folgen oder
auswandern.[11] Auf dieser Grundlage wurde den Adelshäusern von Rotenhan
(Ebelsbach, Rudendorf, Rentweinsdorf), Fuchs von Bimbach (Gleisenau,
Bischofsheim, Limbach, Weissbrunn) und Lichtenstein (Schönbrunn) 1563
gestattet, die Reformation für ihre Dörfer zu übernehmen.[12] In den
gemischten Orten wie Stettfeld, Ebelsbach und Eltmann führten die Adeligen
ihre Untertanen der neuen Lehre zu. Etliche dieser Orte erhielten eigene
Prediger wie Gleisenau seit 1563/64, Limbach seit den 1560er Jahren[13] und
Rudendorf seit 1580. Wolf von Rotenhan hielt sich als Amtmann auf der
Wallburg (1552-1567) den protestantischen Prediger und Erzieher M. Joh.
Heppelius. In Eltmann wandten sich zwischen 1552 und 1581 immer wieder
Kapläne und Pfarrer dem protestantischen Glauben zu.[14] Der Franziskaner
Johannes Nas beklagte 1569 bei einem Besuch seiner Heimatstadt Eltmann die
Ausbreitung des Protestantismus.[15] Noch 1582 beklagt der katholische
Pfarrer Weinmann von Eltmann, dass das katholische Leben fast ganz erloschen
sei.[16] In Ebelsbach wurde 1580-1582 die jetzige Schlosskapelle durch
Wilhelm von Rothenhan gebaut. 1582 wurde durch Pfarrer Samuel Buchenröder
die erste protestantische Predigt gehalten. Wilhelm hatte eine Schwester,
Anna, die in erster Ehe bis 1591 mit Georg von Fuchs auf Alberdorf und
Gleisenau verheiratet war. „Das geschwisterliche Verhältnis von Wilhelm und
Anna scheint für die Kirchenentwicklung Ebelsbach-Gleisenau sehr fruchtbar
gewesen zu sein.“[17] Die Herren von Fuchs und von Rotenhan unterhielten
seit dem Jahr 1590 einen gemeinsamen Prediger, der den Gottesdienst in einem
Raum des alten, 1548 erbauten, Gleisenauer Schlosses hielt und an jedem
dritten Sonntag im Monat in der Schlosskapelle in Ebelsbach predigte.[18]
Die Füchsin von Bimbach verlangte 1595 bei 50 fl Strafe, dass ihre
Weissbrunner Untertanen zum Gottesdienst nach Gleisenau gehen. 1612 heißt es
von Weissbrunn: „laufen sonsten als Lutherische dapffer nacher Gleisenauw.“
Den Gleisenauern wiederum verbietet die Füchsin nach Eltmann zu gehen.[19]
Wilhelm von Rotenhan (gest. 1613) und seine Ehefrau Agnes liegen innerhalb
der Kapelle begraben. Zwischen den Jahren 1604 und 1622 wurde die
Schlosskapelle vermutlich von den Pfarrern von Rudendorf betreut.[20]

Im Jahr 1620 waren im Gebiet der alten Pfarrei Eltmann 234 Familienhäupter
katholisch und 327 – vor allem Untertanen der Rotenhan, Fuchs und Münster -
evangelisch.[21]

Streit um Zuständigkeiten

Die Jahre der Reformation und Gegenreformation sind gezeichnet von
Auseinandersetzungen um Gebiets- und Präsentationsrechte. In dem 1567
gegründeten Würzburger Jesuitenkollegium wurden Priester ausgebildet, die
sich dem Protestantismus entschieden entgegenstellten. Der Bischof von
Würzburg hatte die Landeshoheit inne und führte im Rahmen seiner geistlichen
Rechtsvollmacht Visitationen durch, auch bei protestantischen Prädikanten,
wie beispielsweise 1569 in Stettfeld. Wolf von Rotenhan verhinderte jedoch
als Amtmann der Wallburg die Absetzung des Prädikanten. Das Bild, das
Johannes Nas von der Begegnung des Bischofs mit dem Prädikanten entwirft,
zeigt dessen Geringschätzung der protestantischen Prediger:

„Nicht ferrn von meinem Heymet / in einem Dorff / Stetfeld / ist ein
Apostata / Priester / der so ungelehrt / das er nicht zwey wort Latein kündt
reden congrue / da er sollt in meiner gegenwart / dem Bischoff von Würzburg
antwort geben / seines Glaubens halben / wie ers hielt / saget er hielts wie
Veit Dietrich zu Nürnberg / weylandt / das Buch hetten im seine
Kirchenpröbst in den Segraff gelegt / und ihm befohlen / nach meynung des
Amtmanns (nicht nach der allgemeinen Kirchen doctrin) zu lernen / Und da er
ward angesprochen / sein unziemlich Matrimonium zu vertheydigen / saget er
solches auff den Jungsten tag verantworrtten wöllen / Und da er solt
anzeigen die Verba substantialia consecrationis, da weßt er sovil / als ein
Esel / summa seine Obersten im Dorff / so zu Mißtgabeln gestudiert / mußten
für ihren Hirtten bitten / im sein narrheit für den größten verstandt
auffzunemmen. / Siehe solch schöne Seelsorger haben sie / und sein nichte
deste bessere werdt.“[22]

Freilich warfen auch die Protestanten den Katholiken vor, einen ungebildeten
Priesterstand zu haben. Um der Bildung der Pfarrer und der Gemeinde willen
schrieb Martin Luther 1529 den kleinen und den großen Deutschen Katechismus.


Der 1573 in Würzburg zum Bischof gewählte Julius Echter erkannte das Recht
des protestantischen Adels an, die früheren katholischen Seelsorgestellen zu
besetzen, verlangte aber ein „geeignetes subjectum“, d.h. einen katholischen
Priester. Die widerrechtlich auf dem bischöflichem Gebiet Zell und Sand
angestellten Prädikanten ließ er vertreiben oder inhaftieren.[23] Die
Untertanen hatten nur die Wahl, zur katholischen Kirche zurückzukehren oder
auszuwandern. Auch in den Gebieten des protestantischen Adels übte der
Bischof die geistliche Gesetzgebung „über die ehemals katholischen
Untertanen aus, so daß die pfarrlichen Akte der Taufe, Trauung und
Beerdigung nur vom katholischen Priester rechtlich vorgenommen werden
durften.“[24] Geburten in der Rotenhan`schen Mühle oder Wirtschaft zu
Ebelsbach wurden genau beobachtet, um zu erreichen, dass nur der zuständige
Pfarrer in Eltmann die Taufe vornahm und nicht etwa der Pfarrer von
Gleisenau. In den Pfarrbüchern von Gleisenau sind allerdings seit 1695
evangelische Taufen und Beerdigungen in Ebelsbach verzeichnet, im
Ebelsbacher Kirchenbuch seit 1725. Um jedoch ein Recht der Bestattung von
Protestanten in Ebelsbach zu verhindern, wurden Verstorbene auf der Straße
weggenommen und in Eltmann beigesetzt. In den Jahren 1728 bis 1733, 1746 bis
1750 wurden im Hof der Schlosskapelle heimlich bestattete Leichen zum Teil
von bewaffneter Mannschaft ausgegraben und nach Eltmann gebracht, wofür den
Evangelischen in einzelnen Fällen die Erstattung der Begräbniskosten
zugemutet wurde.[25]

„Frau Barbara Elisabetha Böltgerin ... starb am / 1. Jan: 1746 in dem
sogenannten kleinen Schlößlein, wurde / deß abends am 3ten Jan: mit einer
Standt=wehr auf allhie/sigen Gottesacker begraben, den 18ten aber darauf von
den / Eltmännern armata manu [mit bewaffneter Hand] wieder ausgegraben, und
/ nach Eltman begraben.“[26]

Auseinandersetzungen um die Schlosskapelle

Auch der Streit um die Nutzung der Ebelsbacher Kapelle wurde heftig geführt.
Das katholische Bistum Würzburg bestritt das Burgrecht der Kapelle, die sich
zwar innerhalb der Mauern des Rotenhan‘schen Schlosses, aber außerhalb des
Wassergrabens befand, und somit auf einem Gebiet, für das der Würzburger
Bischof die Hoheitsrechte beanspruchte.[27] Ab 1618 bestand zwischen den von
Rotenhan`s und dem Herren von Linde, einem evangelischen Propst am
Obermünster in Regensburg, ein Erbschaftsstreit. 1624 kam das Schloss durch
Verpfändung bis zur Zahlung der Vergleichssumme in Höhe von 15.000 Gulden in
den Besitz des Herren von Linde. Wegen Nichtzahlung aufgrund des 30-jährigen
Krieges wurde er 1629 gerichtlich in Ebelsbach eingesetzt. Der Sohn Linde
fühlte sich als Eigentümer und verkaufte das Schloss 1645 für 3000 Gulden
und 100 Dukaten an den Bamberger Geheimrat, Landhofmeister und
Oberschultheis, Obrist Peter Jakob, der auch Amtmann in Schmachtenberg und
Ebelsbach war.[28] Jakob ließ die im 30-jährigen Krieg teilweise zerstörte
Kapelle wieder herstellen und als katholisches Gotteshaus konsekrieren. Die
Reliquienöffnung im Altar und die Weihekreuze an den Wänden bezeugen es
heute noch. Um auch für die Zukunft den katholischen Gottesdienst zu
sichern, stiftete er im Jahr 1656 200 Gulden. Dafür sollte der Pfarrer von
Eltmann monatlich zwei hl. Messen und jährlich zwei Predigten halten,
nämlich an Philippus und Jakobus (1. Mai) und Mariä Heimsuchung (2. Juli)
oder an Kirchweih.[29] Da die Familie von Rotenhan ihr Eigentumsrecht auf
Ebelsbach nicht aufgegeben hatte, kam es zum Rechtsstreit mit Oberst
Jakob.[30] Am 9. März 1679 wurden die Brüder Valentin Julis und Johann
Friedrich I von Rotenhan gegen die Zahlung von 4000 Gulden wieder Besitzer
des Schlosses. In der Kapelle ließen sie den protestantischen Gottesdienst
wieder abhalten. Frau von Rotenhan ließ 1671 den katholischen Kaplan Molitor
vom Altar vertreiben und verweigerte das Geläut für die Prozession aus
Eltmann.[31] Die Eltmänner Geistlichkeit erhob Ansprüche auf die
Schlosskapelle, weil Ritter Peter Jakob von 1646-1679 katholische
Gottesdienste hatte abhalten lassen. Das Bistum Würzburg ging vehement gegen
den öffentlichen protestantischen Gottesdienst in der Schlosskapelle vor, da
dieser – nach Meinung der Würzburger – auf bischöflichem Gebiet stattfand
und das alte Kapellchen im Schloss seit undenklichen Zeiten von Katholiken
benutzt worden war. Medicus trägt folgende Informationen zusammen:

„Um das Jahr 1690 sollte / `das exercitium catholicae mit Gewalt /
reintroduziert` werden. Da dies nicht gelang / sollte nur der Freiherrl. v.
Rotenhan’schen Herr- / schaft ein cultus privatus zugestanden werden; /
ihren Bedienten dagegen und den auf den priviligierten / Burgplätzen
befindlichen Einwohnern Pfarrgefälle abgefordert werden und sie gezwungen /
sein zur Mitfeier katholischer Festtäger. / Anno 1708 wurden an Mariae
Himmelfahrt / 2 Schloßknechte bei der Feldarbeit mit Muske- / tieren
überfallen und in die Büttelei nach Eltmann / geführt. // Anno 1727 am
nämlichen Tage wurden 2 / Knechte mit ihrem Holzwagen weggeführt; / am Tag
Mariä Geburt aber den Rotenhan’ / schen Fischern die Netze weggenommen und /
dabei anwesende Diener fremder Herrschaften / mit fortgeschleppt.“[32]

Trotz der Einschränkungen hielten sich die Evangelischen zu ihrer Kirche.
Pfarrer Johann Heinr. Schmidt (1695-1699) führt im Gleisenauer Pfarrbuch
folgende Schenkungen und Stiftungen für die Ebelsbacher Kapelle auf. Sie
zeigen eine breite Unterstützung der Bevölkerung für die Schlosskapelle und
lassen vermuten, dass auch die Rudendorfer Untertanen der von Rotenhan
zeitweise die Ebelsbacher Schlosskapelle besuchten[33]:

 „Anno 1695 ist der Pfarrstuhl gebaut worden, wozu titul. Herr Johann Ad.
Dohleß, hiesiger herrschaftl. Vogt und Hl. Joachim Friedrich Firnhaber,
Gastwirt zu Ebelßbach, ein jeder 6 Batzen verehrten. 2. hat Doroth. Susanna
Adamin, meine Schwester von Schweinfurth ein grünes Decklein an die Cantzel
gestiftet.

Anno 1696 hat Frau Anna Marg. Dohleßin, hiesige Vögtin, einen zinnernen
Kelch zum Hl. Abendmahl gestiftet. 2. hat Hans Wacker, Müller zu Rudendorf,
eine Sanduhr auf die Ebelßbacher Cantzl gestiftet.

Anno 1697 hat meine Mutter, Frau Anna Susanna Schmidtin einen Taufstein
machen lassen. 2. hat meine Frau Anna den Taufstein mit einem blauen Dach
bedeckt. 3. hat Hl. Joh. Martin Rübich, Hausvogt zu Ebelßbach einen
Epistelstuhl in die Ebelßbacher Kirche gestiftet.

Anno 1698 hat Meister Hans Dein, Müller auf der Schönbachsmühle, eine
Sanduhr von 4 Gläsern mit Treibsand in die Kirche gestiftet. 2. Hans Zihr
von Schönbrunn hat einen harten Thlr in die Kirche verehrt. 3. Eine
Dienstmagd hat zwei verehrt. 4. Ein Mann hat 6 Reichsthaler in die Kirche
Ebelßbach gegeben, der seinen Nahmen will verschwiegen haben.“[34]

Philipp Albrecht von Rotenhan (gest. 1725) hielt sich für seine acht Kinder
den Hofmeister Grappig, der wohl zugleich auch Schlosspfarrer in Ebelsbach
war.[35] Von 1729-1754 hatte Ebelsbach zwei eigene evangelische Pfarrer
Michael Nahrung (1729-1743) und Christoph Heinrich Hartlaub (1743-54). Seit
1754 ist Ebelsbach wieder Teil der Pfarrstelle Gleisenau, das 1711 eine
eigene Kirche erhielt.

Auch hier kam es im frühen 18. Jahrhundert zu besonders schweren Vorfällen:
Einmal wurden die Rotenhanischen Unterthanen bei ihrem Weg zur Kirche mit
Hunden abgepaßt, mehrmals wurden etliche ins Gefängnis geschleppt, „darinnen
sie fast verhungerten und erst nach Erpressung wieder losgelassen, oder wann
sie nicht Geld gehabt, mit Zurückhaltung ihrer Kleider, fast nackend
fortgeschickt.“[36] Aus dem Jahr 1730 wird berichtet, dass eine bewaffnete
Mannschaft die protestantischen Gottesdienstteilnehmer 10 Stunden lang in
der Kapelle einschloss. Wer heraustrat, wurde gefesselt und nach Eltmann in
den Zehntturm gebracht.[37] 1734  wurde der Schlossprediger Michael Nahrung
auf freier Straße verhaftet und erst nach drei Wochen wieder
freigegeben.[38] Selbst die Würzburgische Regierung gebot diesem Treiben
keinen Einhalt und schrieb zudem dem Freiherren von Rotenhan, die Glocken
seines Ortes binnen vier Wochen „abzuthun, oder zu gewärtigen, daß die
selbige wegschaffen würden.“[39] 1746 bildeten diese Behinderungen bei der
Benutzung der Schlosskapelle einen der Beschwerdepunkte von evangelischer
Seite an die kaiserliche Majestät.[40]

Zunächst hatte diese Beschwerde keinen Erfolg. Pfarrer Christoph Heinrich
Hartlaub berichtet von Gefangennahmen und Bedrohungen. Er selbst wurde „von
Curaßin Leuten arretiert, der mir ein Pistohl / auf die Brust setzte mit
Bestrafung mich würde zu / schießen, wo fern mich würde zu Gewehr
setzen“[41]. 1753 erhält eine Dragonerkompanie aus Theres und Mainberg den
Auftrag, für die Belagerung des Kirchleins zur Verfügung zu stehen. Am 13.
März 1788 brachten Karl Brünner (Würzburgischer Schultheiß zu Ebelsbach),
Jörg Ulrich (Freyherrlich v. Großischer Schultheiß) und Adam Karl
(Dorfmeister) folgende Anzeige vor Praes. Herrn Amtskeller Mohr in Eltmann:

Sonntags früh, als sie nach geendigten Eltmänner Gottes Dienst nach
Ebelsbach zurück gegangen seyen, wäre ihnen die Nachricht zugekommen, daß
Freyherrn Rotenhan Evangelischen Pfarr zu Rentweinsdorf in loco Ebelsbach
eingetrofen ofentlich läuten lassen und sonach Gottesdienst abgehalten habe,
nicht weniger hätte derselbe sich unterfangen des Schlosspächters Magd und
Knecht welche beyde sich sündhaft und fleischlicher mit ein ander vergangen
nachmittags darauf entweder in der Kirche oder im Schlosse zu copuliren,
sohin mit Zuthun des ... Beamten wäre die Sache sogar dahin gekommen, daß
beyde Verehelichte in des Gottlieb Marquards Nebenbau als Schutz Anverwandte
aufgenommen worden seyen.

Wenn nun den Freyherrn von Rotenhan das Kirch halten in der Ebelsbacher
Kapell je und allzeit untersagt und amtsprotestationen erlassen worden,
[...] keinen andern Seelsorger und barochie als dem herrn Pfarre zu Eltmann
und respec dem Hochwürdigsten Fürsten und Bischofen annähme, an bey [?] in
ihrer Dorfs ordnung bewehret sey, dass ein neu drettendes [getrautes?] paar
Schutz Verwanden wenigstens 40 fl in Vermögen besitzen sollen [...] und
gegendkündig seye, daß das neue Ehepaar nicht einen Heller Vermögen besitze,
so würden durch dero widerrechtliche Eingriffe in die bischöfliche
gerechtsame die Schmälerung der offenen Rechten, und eine Orts Besetzung mit
Contre leuten [...] hergestellet.[42]

Im Juni 1788 folgt der fürstbischöfliche Befehl, den Zugang zur Kirche durch
eine Mannschaft des bischöflichen Landregiments zu besetzen und die Besucher
des protestantischen Gottesdienstes zuerst in Güte, dann mit Schlägen
abzuweisen.[43] Der protestantische Pfarrer Neumeister aus Rentweinsdorf,
der öfter in der Schlosskapelle predigte, wurde mehrmals auf dem Weg zur
Kapelle verhaftet und ins Gefängnis nach Eltmann gebracht.[44]

Der Franzoseneinfall aus der Sicht von Pfarrer Schaumberger

Der lutherische Pfarrer Friedrich Schaumberger berichtet ausführlich vom
Franzoseneinfall im Jahr 1796. Hier sollen nur die das Pfarrleben
betreffenden Notizen wiedergegeben werden. Schaumberger schreibt, dass am
24. Juli morgens um 10.00 Uhr ein Rittmeister mit etlichen Männern in den
Gottesdienst kam „und verlangte, dass von jeder Gemeinde 4 Man aus der
Kirche solten, da der Schrecken großworde, und nun viele aus der Kirche
gingen den es glaubte schon ein jeder das schon Franzosen da seien zu mal
weil man gehört hatte das sie auf den Sonntag in unserer Gegend sein
wolten.“[45] Am 2. August verhandelte Schaumberger mit dem Amtmann und dem
Hauptmann der Kaiserlichen, die sich auf den Rückzug befanden. Da die
Soldaten Essen und Holz von der Gemeinde bekamen, verhielten sie sich recht
ruhig und kamen auch nachts nicht ins Dorf, um zu plündern. Am 3. August
hieben die Kaiserlichen Schießscharten in die Ebelsbacher Kirchmauer.
Pfarrer Schaumberger wurde über das Herannahen der Franzosen unterrichtet.
Die Franzosen kamen ins Dorf, lieferten sich schwere Gefechte mit den
Kaiserlichen und plünderten in fast allen Häusern, auch im Pfarrhaus. Auf
die Bitte Schaumbergers sandte ein französischer Offizier 5 Mann zum Schutz
ins Pfarrhaus. Diese erzählten, dass sie kein Recht auf Plünderung hatten,
seine Sachen bekam Schaumberger aber nicht wieder. Nachdem die Schutztruppen
wieder abgezogen waren, suchte ein kranker französischer Soldat das
Pfarrhaus auf, erbat Butter und Brot und klagte über den bösen Krieg.[46] Am
4. August folgte das Hauptheer der Franzosen. Einige Offiziere versuchten
das Plündern zeitweise zu verhindern, setzten sich aber nicht wirklich
durch. Große Not und Viehseuche waren die Folge. Am 19. August bricht der
Bericht plötzlich und ohne jeden erkennbaren Grund ab. Inge Kuller vermutet:


„Vielleicht schien Schaumberger die Weiterführung der Chronik nunmehr, da
die Kriegsereignisse vorbei waren und der Kampfplatz sich verlagert hatte,
nicht mehr notwendig. Wahrscheinlich beanspruchte ihn aber nun nach
Beendigung der schrecklichen Geschehnisse in seiner Gemeinde sein Beruf mehr
als jemals zuvor, so daß ihm keine Zeit zu anderen Dingen blieb. So erfahren
wir aus seiner Feder nichts über die Ereignisse der folgenden Wochen, in
denen die beiden Armeen noch einmal, diesmal in umgekehrter Richtung, seine
Heimat durchzogen.“[47]

Ein Stein aus dem Jahre 1806 erinnert an Johann Georg Koch, der 1806 von
Franzosen erschossen wurde und als Müller der Schlossmühle arbeitete.

Simultane Nutzung der Schlosskapelle

Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten
wurden gemäßigter durch das bayerische Toleranzedikt vom 10. Januar 1803.
Danach durfte jeder Untertan seine Religionszugehörigkeit frei wählen. Die
Ebelsbacher Protestanten wurden 1808 gegen den bescheidenen Protest des
katholischen Eltmanner Pfarrers nach Gleisenau gepfarrt. Seitdem nehmen die
evangelischen Pfarrer von Gleisenau offiziell die Taufen, Trauungen und
Beerdigungen ihrer Ebelsbacher Gemeindeglieder vor. Im Jahr 1815 hat die
evangelisch-lutherische Gemeinde die Konfirmation eingeführt, im Rahmen der
allgemeinen und verpflichtenden Einführung der Konfirmation in Franken zu
Beginn des 19. Jahrhunderts.[48]

Am 8. Mai 1804 wurde der Johannesaltar mit der Darstellung der Taufe Jesu
und den Figuren Zacharias und Elisabeth aus der Kapelle St. Johannis am
Oberen Stephansberg in Bamberg im Rahmen der Säkularisation für 24 Gulden
erworben, desweiteren ein Schrank und ein Kelchkästchen (2 Gulden), zwei
geringe Betstühle (48 Kreuzer) sowie zwei geringe Nebenbenaltärchen und ein
hölzernes Kruzifix (1 Gulden, 36 Kreuzer). Am 15. Mai wurden vier Pyramiden
(Hochaltarschmuck) nachgekauft.[49] Heute ist nur noch der Altar mit seinen
Figuren vorhanden.

1808 wurde entschieden, dass die Schlosskapelle der Nutzung durch beide
Konfessionen offen stehen soll.[50] Dies wurde 1841 und 1863 durch die von
Rotenhan anerkannt, wenn auch nur „aus gutem Willen“ und ohne die Erlaubnis,
die Kapelle als katholische Filialkirche zu betrachten.[51] Von da an fand
jeden Mittwoch und Samstag ein katholischer Gottesdienst statt. Die
Messgeräte und eine Marienfigur wurden beigetragen und nachher wieder
entfernt.[52] Es fanden auch Prozessionen statt: Die katholische Pfarrei
Eltmann wallte jedes Jahr am 1. Mai nach Ebelsbach, wo in der Schlosskapelle
Gottesdienst war. Ebenso am 22. Juli zum Patrozinium Maria Magdalena. An den
Bitttagen kamen die Eltmanner sogar bis Stettfeld, während die Stettfelder
jährlich nach Eltmann wallten, um die ursprüngliche Zugehörigkeit der neuen
Pfarrei zur alten Mutterkirche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Diese Abhängigkeit von Eltmann blieb bestehen, bis am 5. April 1953 die neue
Pfarrei in Ebelsbach durch Bischof Julius Döpfner gegründet wurde.  

Die Protestanten hielten in der Schlosskapelle 1837 einen Gottesdienst als
250-jähriges Weihejubiläum. Im Jahr 1856 bedienten sie sich der
Schlosskapelle an drei Sonntagen hintereinander, weil die Gleisenauer Kirche
wegen Austünchens unzugänglich war. Auf Veranlassung des Julius von Rotenhan
aus Eyrichshof, Konsistorialdirektor in Bayreuth, hält der Pfarrer von
Gleisenau seit 1864 mindestens zweimal jährlich einen Predigtgottesdienst um
das Recht des Mitgebrauchs zu wahren, anfangs an Peter und Paul (29. Juni)
und an der Martinikirchweih.[53]

Der Bruderkrieg 1866 verbreitete Angst. In Ebelsbach und Umgebung gab es
einige Einquartierungen. Medicus berichtet von seinen Eindrücken: „Die
Protestanten hatten von den Katholiken zu leiden, welche den Krieg
thörichter Weise als Religionskrieg betrachteten. So bedrohten die
Stettfelder Schönbrunn. Oft konnte man die zarte Äußerung hören &Mac226;Nun wird
man bald mit den Lutherischen ihren Köpfen kegeln.'“[54] Medicus nahm bis
Ende des Krieges 1870/71 „eine bedeutende Erbitterung von Seiten der
Katholiken gegenüber den Protestanten“[55] wahr.

Um die Jahrhundertwende war das Rothenhansche Schloss für längere Zeit
unbewohnt. Das wirkte sich negativ auf die Instandsetzung der Kapelle aus.
So wird sie um diese Zeit als „äußerst baufällig und im Innern als
unwürdig“[56] bezeichnet. In der 1836 erbauten und 1880 erweiterten Schule
in der Stettfelder Straße wurde im oberen Stockwerk ein Raum für katholische
Gottesdienste eingerichtet. Dort wurde Gottesdienst gefeiert, bis im Jahr
1929/30 eine eigene katholische Kirche in Ebelsbach errichtet wurde.

Schlosskapelle Ebelsbach: lebendiges Zeugnis der Geschichte

In den Kriegsjahren 1939-45 erlitt die Schlosskapelle mancherlei schwere
Schäden, die bei der Ungunst der Verhältnisse in der Nachkriegszeit nicht
sofort behoben werden konnten. 1951 besuchte Kreisdekan und Oberkirchenrat
Burkert (Bayreuth) die Schlosskapelle, die bald wieder gottesdienstlichen
Zwecken dienen sollte.

Am 6. Juni 1958 konnte die Kapelle nach ihrer Renovierung in einem
festlichen Gottesdienst wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. In seinem
Pressebeitrag drückt Pfarrer Stockmeier den Wunsch aus: Die Kapelle möchte
„wieder zu einem kirchlichen Mittelpunkt der evangelischen Einwohner von
Ebelsbach werden und ihnen in Wort und Sakrament den Segen Gottes
vermitteln.“[57] Bei der Hauptkirchenvisitation 1967 wurde die
Schlosskapelle von Kreisdekan und Oberkirchenrat Flurschütz (Bayreuth)
besucht, 1973 auch von Dekan und Kirchenrat Dr. Schlichting (Bamberg). Im
Jahr 1982 hatte die Schlosskapelle ihr 400jähriges Jubiläum. Am 8. Juli
1984, am Sonntag vor der Kirchweih in Ebelsbach, feierte die evangelische
Kirchengemeinde die erfolgreiche Renovierung von Dach und Dachreiter und das
Fest der Glockenweihe. Die umfassenden Dachsanierungen waren notwendig, um
das Kirchlein vor Witterungseinflüssen und dem dadurch bedingten Verfall zu
schützen. Hinsichtlich der Glockenweihe erinnerte Pfarrer Lein daran,
daß die Kapelle ursprünglich mit zwei Glocken versehen war. Die beiden
Glocken kamen während des zweiten Weltkriegs nach Hamburg zum Einschmelzen.
Während die größere Glocke auch wirklich eingeschmolzen wurde, wurde die
kleinere Glocke im Jahr 1955 wieder aufgefunden und zurück nach Ebelsbach
gebracht. Am 26. Juni 1959 wurde sie in der Schlosskapelle nach einer
Reparatur wieder geweiht. Die Schäden wurden damals aber nicht ganz behoben,
so daß nun eine neuerliche Überholung notwendig war. Es handelt sich dabei
um eine As-Glocke mit 59 Kilogramm Gewicht, die 1731 in Coburg gegossen
worden war. Stifterin war Dorothea Friederike von Rotenhan.

Wenn sie in den letzten Jahren nicht mehr läutete, so habe das aber auch
daran gelegen, daß in der Kapelle kein Glockenstuhl existierte. So mußte das
Läuten nach wenigen Jahren wieder eingestellt werden und man hatte
jahrelang ein &Mac226;stummes Gotteshaus‘.

Durch die Dachrenovierung sei man nun ermutigt worden, auch einen richtigen
Glockenstuhl einzubringen, zumal die Familie von Rotenhan den Entschluß
gefaßt hatte, das Geläut durch die Stiftung einer zweiten Glocke wieder
herzustellen.“[58]

Um einen harmonischen Gleichklang zu erzeugen, wurde das neue Geläut auf die
Glocken der katholischen St. Magdalenenkirche und der evangelischen Kirche
Gleisenau abgestimmt. Gottesdienste fanden seitdem in den Sommermonaten
zeitweise monatlich statt, gegenwärtig feiern wir Gottesdienste an
Himmelfahrt, an der Kirchweih und am Tag des Denkmals.

Im Juli 2001 wurden für eine Stiftung Schlosskapelle Ebelsbach die Eckpunkte
gelegt. Familie von Rotenhan und der Kirchenvorstand der
evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gleisenau arbeiteten in
Zusammenarbeit mit Wolfgang Janowsky (Stiftungsbeauftragter der bayrischen
Landeskirche) eine Satzung aus, die nach der Renovierung der Schlosskapelle
in Kraft treten soll. In das Grundvermögen bringt die Familie von Rotenhan
75 000 Mark und 6,3 Hektar Wald ein. Aus den „Spenden für die Schlosskapelle
Ebelsbach und aus Eigenmitteln der Kirchengemeinde werden 25 000 Mark
gegeben, so dass ein Grundstock von 100 000 Mark entsteht. Aus den Zinsen
des Grundstockvermögens und Spenden soll der Erhalt der Kapelle gesichert
werden. Die Kirchengemeinde wird aus den allgemeinen Baurücklagen zusätzlich
10 000 Mark zur Verfügung stellen. Neben dem Erhalt der Kapelle soll die
Stiftung dazu beitragen, die Bedeutung der Schlosskapelle für die Geschichte
der evangelischen Gemeinde wach zu halten. Der Stiftungsrat soll aus acht
Personen zusammen gesetzt sein: vier der Familie von Rotenhan, drei der
Kirchengemeinde und dem Pfarrer oder der Pfarrerin von Gleisenau. Der
Vorstand soll aus drei Personen bestehen: je einem Mitglied Familie von
Rotenhan und der Kirchengemeinde sowie der Pfarrerin oder dem Pfarrer von
Gleisenau.

Im Jahr 2003 zusammengestellt von Thilo Auers.
[1] Die Figuren stammen vermutlich nicht von dem Holzschnitzer Johann Peter Wagner aus Obertheres, obwohl sie den Werken Wagners im Stil ähneln. Wagner hat seine Figuren immer barfuß dargestellt, währenddessen der Zacharias und die Elisabeth am Altar der Schlosskapelle Schuhe tragen.
[2] Pfarrer Gerhard Stockmeier in einem Beitrag für den Fränkischen Tag vom 12.8.1959
[3] Wallmann, S. 11-14 u. 27-44.
[4] Kandler, Stettfeld, S. 34
[5] vgl. Amrhein und Dippold, S. 58 u. 75-79.
[6] Medicus, S. 32
[7] v. Rotenhan, S. 770.
[8] Göpfert, S. 103.
[9] Auskunft des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Rotenhan im Mai 2003, Pfarrarchiv Gleisenau, S. 2f
[10] Medicus, S. 10
[11] Wallmann, S. 95-97.
[12] Resolution des Ritterkantons Baunach auf dem Reichsrittertag 1563.
[13] 1618 hörte der protestantische Gottesdienst in Limbach wieder auf, und um 1630 gab es dort keine Protestanten mehr. Vgl. Pfarreibuch Limbach nach Göpfert S. 109
[14] Göpfert, S. 104.
[15] „Nemlich das ich das vorder Jar / meine lieben Landsleut / zu Heltman an Mayn in Francken / so ellendt befunden verfürt sein / durch ungeschickte Hierten / ja Müdtling oder ressende Wölff / der ungelehrten Pfarherr und Schulmeister / und der verwendten Amptleut / das sie mich von hertzen getawert und erbarmt haben.“ aus der Vorrede des Joh. Nas zu dem „Handbüchlein des kleinen Christianismi“ nach Göpfert, S. 104
[16] Mück, 1/4, S. 10
[17] Auskunft des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Rotenhan im Mai 2003, Pfarrarchiv Gleisenau, S. 4
[18] Nicol; S. 9
[19] Göpfert, S. 103/104.
[20] Medicus, S. 11
[21] Göpfert, S. 108.
[22] nach Göpfert, S. 105
[23] Göpfert. S. 106
[24] Göpfert, S. 106
[25] Ebelsbacher Kirchenbuch, S. 56–60, Rotenhan, S. 919, Medicus, S. 15, Göpfert, S. 107f
[26] Ebelsbacher Kirchenbuch, S. 60
[27] Pfarreirepos. Eltmann
[28] Auskunft des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Rotenhan im Mai 2003, Pfarrarchiv Gleisenau, S. 4
[29] Göpfert, S. 81
[30] Rotenhan, S. 918
[31] Rotenhan, S. 770, vgl. auch Göpfert, S. 81
[32] Medicus, S. 14 nach Rotenhan, S. 919
[33] Medicus, S. 15
[34] Pfarrbuch 1682, S. 302
[35] Medicus, S. 16
[36] Rotenhan, S. 919
[37] Rotenhan, S. 919
[38] Rotenhan, 919, Medicus, S. 15
[39] Medicus, S. 15, vgl. Rotenhan, S. 920
[40] „Corpus evangelicorum an Kays. Majestät“ abgedruckt in Rotenhan, S. 918-920
[41] Ebelsbacher Kirchenbuch, S. 5
[42] Protokollbuch der Gemeinde Ebelsbach 1787-1810
[43] Göpfert, S. 107
[44] Medicus, S. 18
[45] Kirchenbuch 1682-1796, Bl. 292
[46] Kirchenbuch 1682-1796, Bl. 296f
[47] Kuller, S. 82
[48] Nicol, S. 100
[49] Freundeskreis St. Johannis e.V., Auszug aus dem Vortrag von Dr. Georg Habermehl am 10.10.1998 vor dem Freundeskreis St. Johannis. Kopie im Pfarrarchiv Gleisenau. - Der Altar wurde nicht, wie häufig angenommen, im 17. Jahrhundert von Ritter Jakob aus Bamberg mitgebracht.
[50] Rotenhan, S. 770, vgl. auch Göpfert, S. 81, im Realschematismus der Diözese Würzburg von 1897 wird zusammengefaßt (S. 215): „Alte Schlosskapelle simultan, Patr. S. Maria Magdalena, 1 Altar. Baulast Frhr. v. Rotenhan`sche Herrschaft.“
[51] K. Bez.=U. Haßf. Repos. III. A. 4. 18. nach Göpfert, S. 82
[52] mündliche Auskunft von Anna Hager, 1980
[53] Medicus, S. 18 u. Nicol, S. 108
[54] Medicus, S. 94
[55] Medicus, S. 94
[56] Realschematismus der Diözese Würzburg, Dekanat Hassfurt, 1897, S. 215
[57] Fränkischer Tag vom 12.8.1959
[58] Fränkischer Tag vom 10.7.1984