Michaelskirche Rudendorf

Die Michaelskirche wurde in den Jahren 1953/54 durch die Rudendorfer Bevölkerung erbaut. Vorher feierten die Rudendorfer ihre Gottesdienste in den Räumen der alten Schule. In Rudendorf hatte es bereits seit 1616 eine evangelische Kirche gegeben, die allerdings wegen Baufälligkeit 1764 gänzlich abgerissen werden musste. Die Reformation in Rudendorf geht auf die Jahre 1533/34 zurück.     
Im Gebiet der Urpfarrei Eltmann entstand Rudendorf als karolingische
Rodungssiedlung zwischen 800 u. 900 n. Chr. Bis 1248 gehörte der Ort zur
Burg Stufenburg. Nach dem Tod des Besitzers Otto v. Meran fiel das Dorf an
die Herren von Truhendingen. Bereits unter deren Herrschaft wurde Rudendorf
1390 von der Pfarrei Eltmann abgetrennt und der Pfarrei Stettfeld zugeteilt.
Im Jahre 1445 verkaufte der letzte Graf von Truhendingen den Ort an die
Herren von Giech. Diese verkauften den Ort 1482 zur Hälfte an Veit v.
Rotenhan. 1520 kaufte Götz von Rotenhan die zweite Hälfte des Ortes. Von nun
an übte die Familie Rotenhan die hohe Gerichtsbarkeit aus.

Hans von Rotenhan, genannt der Reformator, der etwa zur gleichen Zeit wie
Martin Luther lebte, führte 1533/34 die Reformation in Rudendorf ein. Um die
Reformation zu festigen, stifteten sein Enkel Hans Georg und sein Bruder
Christoph zwischen 1580 und 1600 in Rudendorf eine eigene protestantische
Pfarrei. Bereits 1604 wird in einer Urkunde ein Pfarrer Georg Faber genannt,
der seiner evangelischen Predigten wegen auf den Befehl des Bischofs von
Würzburg nach Eltmann gefangen geführt und schließlich aus dem Hochstift
Würzburg vertrieben wurde. Die Gottesdienste wurden anfangs im Gemeindehaus
gehalten und von Protestanten des Ortes und der umliegenden Ortschaften rege
besucht. Unter den zahlreichen Besuchern waren auch bischöfliche Untertanen,
obwohl ihnen dies bei 5 Gulden Strafe untersagt war. Bald reichte der Platz
in dem kleinen Raum nicht mehr aus. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche
entstand. Erfüllen konnte ihn erst die Witwe des Hans Georg von Rotenhan,
Eva, geborene von Münster. Sie begann 1616 eine Kirche in Rudendorf erbauen
zu lassen, die drei Fensterreihen übereinander gehabt haben soll.

Wegen des Kirchenbaues kam es zu einem Streit mit dem Würzburger Bischof,
der sich darauf stützte, dass Rudendorf eine Filiale von Stettfeld sei und
daher keine eigene Pfarrkirche haben dürfe. Das hielt Eva von Rotenhan
jedoch nicht ab, den Kirchenbau zu vollenden. Der Streit führte sogar
soweit, dass dem letzten bekannten Pfarrer von Rudendorf, Adam Kramer, das
Predigen im neu erbauten Gotteshaus untersagt wurde. Als er dennoch
Gottesdienste abhielt, wurde er nach nur zweimonatiger Tätigkeit von
Soldaten gefangen genommen und nach Würzburg geführt. Hier musste er ein
eidesstattliches Handgelübde ablegen, das Taufen und Predigen im Bistum
Würzburg zu unterlassen. Der Streit wegen des Kirchenbaues dauerte bis 1624
und führte bis vor das kaiserliche Kammergericht.

Der dreißigjährige Krieg brachte über das Dorf großes Unheil. 1644 war der
Ort gänzlich unbewohnt. Nach dem Krieg wurde Rudendorf neu besiedelt. Durch
die Bemühungen des Matthäus von Rotenhan kamen Einwohner aus Baiersdorf, den
Fürstentümern Lobenstein und Waldeck und aus dem Vogtland. Auch schwedische
Soldaten siedelten sich hier an. Da die Herren von Rotenhan in dieser Zeit
in tiefe Schulden geraten waren und die Ereignisse des Krieges noch schwer
auf den Bewohnern lastete, musste die Wiedererrichtung einer eigenen Pfarrei
unterbleiben.

Die Rudendorfer gingen, nachdem sie keinen eigenen Pfarrer mehr hatten, in
die Kirche nach Gleisenau oder in die Schlosskapelle nach Ebelsbach, die
vormals von den Rudendorfer Pfarrern mitversorgt worden war. Nach den
damaligen Rechtsverhältnissen durften die Gleisenauer Pfarrer für die
Rudendorfer Protestanten keine Taufen, Trauungen und Beerdigungen
durchführen. Diese mußten in Stettfeld wahrgenommen werden. Die leerstehende
Kirche musste 1764 wegen gänzlichen Zerfalls abgebrochen werden. An ihrer
Stelle wurde eine Gemeindeschmiede errichtet.

Im Jahre 1796 erreichte die französische Revolution auch Rudendorf. Infolge
der Säkularisation wurden die Herrschaftsgebiete sowie die
Landesherrlichkeit des Klerus aufgehoben. Rudendorf fiel durch den
Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern, das 1806 Königreich wurde.
Durch Verfügung des Königlich Bayerischen Konsistoriums Bamberg wurde
Rudendorf 1808 nach Gleisenau eingepfarrt, so dass die Protestanten des
Ortes nun vom Gleisenauer Pfarrer getauft, getraut und beerdigt werden
durften.

Im Jahre 1895 wurde auf Bestreben von Pfarrer Medicus ein Kirchbauverein
gegründet, nachdem der Wunsch nach einer eigenen Kirche immer lauter wurde.
Der Verein hatte den Zweck der Errichtung einer Kirche und einer Vikarstelle
und wurde als erster Verein im Bereich des Amtsgerichtes Ebern ins
Vereinsregister eingetragen. Die Mitglieder verpflichteten sich zur
jährlichen Errichtung von Beiträgen, die teils dem Kirchenbaufonds und teils
dem Vikarfonds zugeteilt wurden. Weiter waren die Mitglieder zur Verrichtung
von Hand- und Spanndiensten beim Bau der Kirche verpflichtet. Wie allerorts
forderten beide Weltkriege auch in Rudendorf ihre Opfer. 1941 sollte mit dem
Bau der Kirche begonnen werden, doch der für Planung und Ausführung
zuständige Architekt war im Krieg gefallen. Nachdem 1948 die Einlagen des
Kirchbauvereins durch die Währungsreform praktisch wertlos geworden waren,
konnte erst am 11. Oktober 1953 mit der Grundsteinlegung begonnen werden.
Mit einer in dieser Nachkriegszeit erstaunlichen Tatkraft und
Eigeninitiative wurde auf dem Schlossberg, wo in frühester Zeit ein Schloss
stand, die neue Kirche unter der Leitung von Pfarrer Gerhard Stockmeier
errichtet. Die Zeit, in der Rudendorf keine Kirche besaß, war nun nach fast
200 Jahren zu Ende gegangen. Seitdem ist die Kirche der Mittelpunkt des
Ortes geworden und erfreut sich eines regen Gottesdienstbesuches.